2. Semester in Göttingen

Paula Schwarz

Leuten, die fragen, denen antworte ich: „Ja! ich bin aus Berlin!“. Wenn sie dann anerkennend nicken, bin ich Bundeslandstolz oder Hauptstadtstolz. Ich bin Berlinstolz. Manche fragen mich Berliner mal, dann denke ich an die Busfahrer und Bauarbeiter, die einzigen Menschen Berlins, die diesen Kulturdialekt vorm Aussterben bewahren. Ich bin weder Busfahrer noch Bauarbeiter und sage: „Ick.“ Anerkennendes Nicken.

Wieso ich denn gerade nach Göttingen gekommen sei? Weil ich schon immer mal in eine Studentenstadt wollte. Ah ja, okay, verständlich. Wo kommst du her? Nähe Braunschweig. Dorf.

Das Großstadtkind, das schon immer mal im Dorf leben wollte, fragt genauer nach, noch ein zufälliges Treffen vor der Bib und ich frage nach Bildern von Feldern und Heuballen. Morgen EinsB, wird wieder hammervoll aber Ellenbogen bewegen reicht ja auch.

Safe.

Bis morgen dann. Ja. Falls man sich nicht davor sieht.

In Göttingen ja sowieso.

Ich bin froh in Göttingen zu sein. In einer Stadt voll schöner Häuser, dicken Bussen, zu dünnen Straßen, Geruch indischer Restaurants und Leuten, die man kennt, weil sie genauso wie man selbst seit drei Wochen in der Bib sitzen, wenig lernen und nebenbei ganz viele Raucherpausen machen. Ich hebe die Hand zum Gruß. Ein kurzes Lächeln, angedeutetes Hey, Schritte verlangsamen sich, wir ruckeln hin und her bis die eine weitergeht. Ich bleibe stehen, weils in der Turm gleich Zitronen-Schnitzel gibt.

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