Zara Waraich
Hast du dich jemals gefragt, warum dein Toaster morgens immer so perfekt deinen Toast röstet? Nein? Nun, das liegt daran, dass du von Algorithmen ohnehin schon die Nase voll hast – von Social Media, Werbung und sogar von deinem Kühlschrank (du darfst gerne darüber nachdenken, inwiefern). Aber bevor du deinen nächsten Post absetzt, lass uns einen Schritt zurücktreten und herausfinden, was Algorithmen wirklich sind.
In einer Ära der Informationstechnologie, in der Daten das neue Öl sind, spielen Algorithmen eine zentrale Rolle in der Gestaltung und Strukturierung unseres (digitalen) Lebens. Sie sind die unsichtbaren Regisseure, die hinter den Kulissen agieren und die Funktionsweise unserer modernen Technologien bestimmen. Doch was steckt denn jetzt hinter diesen Algorithmen, und wie beeinflussen sie unsere Gesellschaft und Politik, unser Denken und unser Leben?
Der Begriff „Algorithmus“ wird oft mit Computern in Verbindung gebracht und bezieht sich auf eine systematische Folge von Rechenschritten: eine präzise, schrittweise Anleitung zur Lösung eines Problems oder zur Durchführung einer Aufgabe. Doch woher stammt dieser Begriff eigentlich?
Wie viele mathematische Fachbegriffe – etwa „Ziffer“ oder „Algebra“ – hat auch „Algorithmus“ arabische Wurzeln. Der Name geht zurück auf den persisch-arabischen Mathematiker Muhammad ibn Musa al-Chwarizmi (latinisiert: Algorismi), der die indische Ziffernschreibung sowie das dezimale Positionssystem in die arabische Welt einführte und dies in seinem im Jahre 820 veröffentlichten, bahnbrechenden Werk „Al-Kitab al-Mukhtasar fi Hisab al-Jabr wal-Muqabala“ dokumentierte. In diesem Lehrbuch legte al-Chwarizmi nicht nur die fundamentalen Prinzipien der Algebra nieder, sondern revolutionierte die Mathematik, indem er systematisch die Regeln für das Lösen von Gleichungen formulierte und damit den Grundstein für die moderne algebraische Theorie und das mathematische Denken legte. Und er hatte nicht einmal einen Taschenrechner! Seine Methodik, Probleme systematisch zu lösen, hat die Entwicklung der Mathematik und Informatik maßgeblich beeinflusst. Heute sind Algorithmen nicht nur Werkzeuge der Mathematik, sondern auch essentielle Komponenten in der Informatik, Wirtschaft, Medizin und vielen anderen Bereichen wie Social Media.
Algorithmen sorgen dafür, dass in den sozialen Medien bestimmte Arten von Inhalten bevorzugt werden; dies betrifft sowohl Musik als auch Nachrichten und Informationen, die durch ihre prominente Platzierung eine größere Reichweite erzielen. Dabei sorgen gerade radikalere und aufsehenerregendere Inhalte dafür, dass Emotionen wie Wut, Angst und Empörung durch Algorithmen gezielt verstärkt werden. Diese Dynamik trägt zur Verbreitung von Hasskommentaren und Gewaltaufrufen bei, was in der aktuellen gesellschaftlichen Situation besonders problematisch ist.
Algorithmen sind also omnipräsent: Sie steuern unsere Social-Media-Feeds, personalisieren unsere Einkaufserlebnisse und optimieren sogar die Verkehrsleitsysteme, damit wir nicht im Stau stehen, wenn wir sowieso gerade zu spät zur Vorlesung kommen. In diesem Zusammenhang spielen sie eine entscheidende Rolle, indem sie Muster in Daten erkennen und auf Basis historischer Informationen präzise Vorhersagen treffen.
Aber Algorithmen sind nicht nur dafür da, dir den nächsten Katzen-Video-Vorschlag zu machen. Wir rechnen nicht nur mit Computern, wir leben auch mit ihnen. Algorithmen machen Computer in kürzester Zeit leistungsfähiger – viel schneller und besser. Und ja, sie werden auch dafür sorgen, dass Menschen in bestimmten Aufgaben ersetzt werden, sodass wir unsere Ressourcen für kreativere oder wichtigere Dinge einsetzen können. Die Frage, welche Funktionen wir auf Maschinen übertragen und welche nicht, wird uns noch lange beschäftigen.
Algorithmen werden zudem zu unseren hartnäckigen Gegnern, weil sie alles über uns wissen und unser Internetverhalten analysieren. Unternehmen wie Meta, Google, Amazon und OpenAI – um einige global mächtige Datensammler zu nennen – sammeln seit Anfang der 2000er Jahre Daten über das Verhalten von Menschen, um es zu erforschen und für eigene kommerzielle Zwecke zu lenken. Je größer die Datenmengen, die ein Algorithmus verarbeitet, desto besser wird er. Der Algorithmus wird dir immer genau das zeigen, was dich interessiert. Jeder befindet sich also in seiner eigenen Social-Media-Bubble, es sei denn, man bricht aktiv und mit voller Kraft aus dieser Blase heraus. Ein Kampf gegen die eigenen Algorithmen also. Diese maßgeschneiderten Inhalte helfen nämlich dabei, ein kollektives Gedächtnis zu schaffen, das nicht nur unsere eigenen Meinungen beeinflusst, sondern auch die öffentliche Meinung mitbestimmt. So wird die politische Stimmung und die Art, wie wir denken, beeinflusst, weil die Algorithmen oft genau die Informationen pushen, die bestimmte Geschichten unterstützen und alternative Perspektiven marginalisieren.
Allerdings sind Algorithmen wie neuronale Netzwerke und Entscheidungsbäume nicht nur theoretische Konstrukte, sondern auch praktische Werkzeuge, die komplexe Probleme lösen können – sei es in der Bild- und Spracherkennung, in der medizinischen Diagnostik oder in der Finanzanalyse. Für Studierende aus allen Fachrichtungen bieten diese Technologien also die Chance, datenbasierte Entscheidungen zu treffen und ihre analytischen Fähigkeiten zu schärfen. Algorithmen spielten schon immer eine entscheidende Rolle bei vielen der bedeutendsten wissenschaftlichen Fortschritte. Denken wir mal an die Entschlüsselung des menschlichen Genoms: Ohne diese cleveren Programme, die in der Lage sind, Millionen von DNA-Sequenzen im Handumdrehen zu analysieren, würden wir wahrscheinlich immer noch versuchen, das menschliche Erbgut von Hand zu kartieren. Und wenn wir über Wettervorhersagen sprechen, dann ist es nicht der alte Wetterhahn auf dem Dach, der dir sagt, dass es morgen regnen wird. Es sind hochkomplexe Algorithmen, die riesige Mengen an Daten durchforsten, um uns genaue Vorhersagen zu liefern.
Deshalb ist es umso klarer, dass Algorithmen nicht nur ein Werkzeug für Informatiker:innen sind – sie sind für alle von uns von unschätzbarem Wert. Lasst uns ehrlich sein: Studierende stehen unter ständigem Druck. Zwischen Vorlesungen, Prüfungen und dem Versuch, ein soziales Leben zu haben, könnte man fast meinen, dass ein persönlicher Algorithmus ganz praktisch wäre. Wie wäre es mit einem Algorithmus, der dir genau sagt, wie viele Stunden Schlaf du brauchst, um morgen fit zu sein – ohne die Angst, dass du verschläfst? Oder einen, der dir die beste Lernstrategie für deine bevorstehende Klausur vorschlägt? Spoiler: „Die Nacht durchmachen“ ist nicht immer die optimale Lösung.
Denken wir an folgendes Szenario: Du musst für eine Klausur lernen und du weißt nicht, wo du anfangen sollst. Das aus der Algorithmusforschung stammende „Proxy-Problem“ schafft Abhilfe. Manchmal ist es eben nicht der große Wurf, der zählt, sondern die kleinen, cleveren Schritte, die dir den Weg zum Erfolg ebnen. Insofern kann das Proxy-Problem im übertragenen Sinne auch als Motivationshilfe und strategische Ablenkung bezeichnet werden: letztere kennen wir, wenn wir im Modus des Prokrastinierens weniger herausfordernde und stattdessen angenehmere Aufgaben – unter Studierenden meist bekannt als „Zimmersanierung bis auf Herz und Nieren“, „Wohnraum-Revitalisierung“ oder „Turbo-Putzaktion“ – angehen, um uns motivationspsychologisch gesehen den Einstieg in die anspruchsvollere Aufgabe zu erleichtern. Im Optimalfall sollte man hiermit in den Arbeitsmodus gebracht werden, sich also bereit fühlen, für die Klausur zu lernen. Sonst muss sich der Student im Sinne des Proxy-Problems neue Wege suchen, die zur Lösung der komplexen Aufgabe führen. Die Bewältigung des Proxy-Problems ist also gleichbedeutend damit, beim Lernen für die Klausur richtig in Fahrt zu kommen! Stell dir auch vor, du hättest einen Algorithmus, der dir sagt, wann es Zeit ist, deine Lieblingsserie zu pausieren und stattdessen deine Notizen durchzugehen. Oder besser noch, einen Algorithmus, der dich vor der Versuchung warnt, doch noch eine Episode zu schauen, während du eigentlich lernen solltest. Vielleicht ist das die Zukunft des Studierens: Ein perfektes Zusammenspiel aus menschlicher Intelligenz und maschinellen Algorithmen. Eine Bewältigung des Proxy-Problems par excellence!
Du denkst vielleicht, dass Algorithmen nur etwas für Informatik-Nerds sind, aber tatsächlich werden sie in nahezu jedem Studienbereich eingesetzt. Ob du nun Biologie studierst und DNA-Sequenzen analysieren musst, Wirtschaftswissenschaften und Modelle zur Vorhersage von Finanzmärkten erstellst oder Soziologie und große Datenmengen über soziale Trends analysierst – Algorithmen sind deine treuen Begleiter. Und das Beste daran: Sie werden nicht müde und brauchen keine Lernpausen.
Wer weiß, vielleicht wird der Algorithmus der Zukunft dir nicht nur vorschlagen, was du als nächstes kaufen sollst, sondern dir sogar dabei helfen, die richtige Entschuldigung für das zu finden, was du nicht kaufen sollst. „Lass das, du weißt, dass du das nicht wirklich brauchst“, könnte dein smarter Assistent dann flüstern. Oder vielleicht wirst du eines Tages einen Algorithmus programmieren, der dich davor bewahrt, den Kühlschrank mitten in der Nacht zu plündern – er hält die Kühlschranktür einfach verschlossen!

nices!! Die unsichtbaren Regisseure unseres Alltags
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