Halloween – Viel mehr als eine Kostümparty im Herbst

Sophie Bross

Bei Halloween denken wir sofort an den Feiertag, an dem sich alle verkleiden und es schön gruselig und schaurig zugeht. Eben das, was aus Amerika in den 90ern nach Deutschland übergeschwappt ist und immer mehr an Popularität gewinnt. Doch hinter dem popkulturellen Gruselfest steckt so Einiges mehr:

Die Ursprünge Halloweens

Halloween geht auf heidnische Bräuche aus dem 8. Jahrhundert vor Christi zurück. Es war eins der vier großen irisch-keltischen Feste – damals noch Samhain genannt – was übersetzt so viel wie „das Ende des Sommers“ bedeutet. Samhain wurde zum Winterbeginn gefeiert und da die Kelten noch einen anderen Kalender hatten als wir heute, war der Winterbeginn auch gleichzeitig das Ende des Jahres, sowie Erntedank. Die Kelten glaubten außerdem, dass es an diesem Tag Kontakte in das Reich der Toten geben könnte und ihre toten Vorfahren als Geister auf die Erde kommen würden. Oder auch andere mystische Wesen, die ihr Unwesen treiben. Wie bei allen vier großen Festen der Kelten wurde angenommen, dass an diesem Tag der Schleier zwischen der Menschenwelt zu den Wesen der anderen Welt sehr dünn ist. Zum Beispiel sollten an diesem Tag in Großbritannien die Feenhügel, Tore zwischen der Welt der Geister und der Welt der Menschen offenstehen. Außerdem wurden dem Unterweltsgott “Cenn Cruach” – was der blutige Kopf bedeutet – zu Samhain Blutopfer gebracht, um ihn um Fruchtbarkeit fürs kommende Jahr zu bitten. Es war nicht ratsam, an diesem Tag als Mensch draußen zu sein, um nicht den Repräsentanten der anderen Welt über den Weg zu laufen. Zur Abschreckung der bösen Geister verkleideten sich die Menschen mit furchterregenden Kostümen und spukten selbst bei Nacht durch die Straßen. Große Feuer sollten böse Geister fernhalten. Vor den Häusern standen kleine Gaben, die die Geister besänftigen und von Untaten abhalten sollten. Die Symbole Feuer, Geister und Verkleidung, mit denen wir heute noch Halloween feiern, sind Überreste der alten keltischen Bräuche.

Der Jahreswechsel in der römischen Kultur

Ein Bezug von Allerheiligen zu Samhain wurde gelegentlich diskutiert, dagegen spricht allerdings, dass der November-Termin für Allerheiligen zuerst im 8. Jahrhundert in Italien eingeführt wurde, wo Samhain unbekannt war. Doch auch die Römer hatten drei Tage, in denen sie den Toten gedachten und in denen das Tor zur Unterwelt offen stand. Einer dieser Tage fiel auch auf Anfang November. Die Römer haben teilweise auch keltische Länder erobert und dort ihren Glauben und ihre Traditionen verbreitet. In der römischen Mythologie ist der Ort für die Verstorbenen nicht wie ein Himmel; die Toten wurden unter der Erde in der Unterwelt vermutet. Das traditionelle Totenfest, das „mundus patet“, heißt so viel wie „Die Erde steht offen“. Dieses wurde auch bewusst als Erntedankfest gefeiert. Das reife Getreide symbolisierte Vergänglichkeit, stand aber auch für die Entstehung von Neuem. Der Tod bedeutete den Römern ein Weiterleben in der Unterwelt. Symbolisch; wie die Saat im Winter unter der Erde liegt, um im Frühling zu wachsen. Auch eine Götter-Sage unterstreicht das Fest im November:

Die Tochter von Ceres, der römischen Göttin des Ackerbaus, Proserpina, wird als junges Mädchen von Pluto, dem Gott der Unterwelt, geraubt. Ceres aber lässt das nicht zu und handelt mit Pluto aus, dass ihre Tochter Proserpina nur ein halbes Jahr unter der Erde verbringen muss. Das andere halbe Jahr soll sie mit ihr in der Oberwelt leben. Dem Mythos nach ergab es sich deshalb, dass immer, wenn Proserpina in die Unterwelt muss, Ceres um sie trauert und es wird Winter. Erst wenn ihre Tochter wieder bei ihr ist, hört sie auf zu trauern und lässt es Frühling werden und alles keimen und gedeihen.1

Also wurde das Fest Anfang November auch zu Ehren Ceres – der Göttin des Ackerbaus – gefeiert. Äpfel und Nüsse waren das Symbol für das römische Fest. Noch heute gibt es bei vielen Halloween-Partys Spiele mit Äpfeln und Nüssen. Vermutlich kein übertragener Brauch, sondern eher der Jahres- und Erntezeit geschuldet.

Warum feiern wir auch Allerheiligen zu diesem Zeitpunkt?

Im frühen christianisierten Irland wurde Allerheiligen zunächst im Frühjahr gefeiert. Papst Bonifacius führte im 7. Jahrhundert das Fest „Allerheiligen” ein. Der Feiertag war im Mai und an diesem Tag sollten alle Heiligen geehrt werden.Später hat Papst Gregor III. dieses Fest auf den 1. November verlegt. Dazu hatte er gute Gründe: Er wollte das heidnische Fest „Samhain“, das immer noch in dieser Nacht gefeiert wurde, durch das christliche „Allerheiligen“ ersetzen. Die Einwohner durften sich weiterhin maskieren – aber nicht mehr, um böse Geister zu vertreiben, sondern um die Heiligen zu ehren. Der Feiertag Allerheiligen wurde im Mittelalter „All Hollows Day“ genannt. Der Abend davor, also der 31. Oktober, hieß deshalb „All Hollows Eve“. Daraus entstand das Wort Halloween.

Wer brachte Halloween nach Amerika?

Mit den irischen Auswanderern im 18. und 19. Jahrhundert gelangte das Fest Halloween dann nach Amerika. Mit den irischen Neubürgern Amerikas verbreitete sich auch das Fest Halloween von den ersten 13 Kolonien der Nordostküste über das ganze Land. In den USA traf es auf Begeisterung. Denn auch in dieser Zeit war die Blütezeit der Geister-Begeisterten. Zwischen 1850 und 1890 waren Seancen in den USA äußerst beliebt. Auch Horror und Schauerliteratur hatten ihre Blütezeit Anfang des 19 Jahrhunderts. In dieser Zeit entstanden die wunderbaren Horrorgeschichten von Dr. Jekyll und Mister Hyde oder auch Frankensteins Monster. Somit stieß die irische Tradition auf viele Horror-Begeisterte, die diesen Brauch auch für sich adaptierten.

Der Tag der Toten in Südamerika

Im Süden der USA ist Halloween heute auch stark vom „Tag der Toten“ – „Día de los Muertos“- aus Mittel- und Südamerika beeinflusst. Auch ein Tag, an dem traditionell den Toten und dem Totenreich gedacht wird. Die Tradition des Tages entstand vor mehreren Tausend Jahren in den Kulturen der Azteken, Tolteken, der Nahua und anderen Völkern. Für diese Kulturen war der Tod eine natürliche Phase im langen Kontinuum des Lebens. Es wurde nicht um den Tod getrauert, sondern dieser wurde eher gefeiert. Die Toten galten noch immer als Mitglieder der Gemeinschaft und wurden im Geiste und in Erinnerungen am Leben gehalten. Während des Día de Muertos kehren sie aus dem Reich der Toten zeitweise auf die Erde zurück, so die Annahme. Zu den Feierlichkeiten wird ein Altar – genannt Ofrenda -, entweder zu Hause oder auf einem Friedhof aufgebaut. Diese Altäre sollen die Geister im Reich der Lebenden willkommen heißen und sind deshalb meist mit vielen Gaben bestückt: Wasser, um den Durst der langen Reise zu stillen, Essen, Familienfotos und eine Kerze für jeden toten Verwandten. Die Blüten, die vom Altar bis zum Grab verstreut werden, sollen die wandernden Seelen zurück zu ihrer Ruhestätte geleiten. Der Rauch aus den Räucherkerzen, die aus Baumharz gemacht werden, sollen Lob und Gebete übertragen und den Bereich um den Altar herum reinigen. Dazu werden bunte Gewänder getragen und groß gefeiert. Heutzutage sind die Feierlichkeiten zum Día de los Muertos eine Mischung aus religiösen Riten und christlichen Festen. Die Feier der Toten beginnt am 31. Oktober und erstreckt sich dann über den 1. und 2. November, was auch ungefähr der Zeit der herbstlichen Maisernte entspricht.

Wie kam Halloween nach Deutschland?

Halloween fand seinen Weg nach Deutschland in den 1990er Jahren, als die amerikanische Feierkultur durch Filme und Medien populär wurde. Am 1. November wird in Deutschland Allerheiligen gefeiert, insbesondere in katholisch geprägten Regionen. In diesen Bundesländern ist der 1. November ein gesetzlicher Feiertag, was bedeutet, dass sich Halloweenpartys am Vorabend einfach anbieten. Aber wer die ganze Nacht durchtanzen will, wird in katholischen Bundesländern Pech haben. Denn Allerheiligen ist dort ein stiller Feiertag und damit herrscht ab 0 Uhr Tanzverbot.

  1. https://griechische-mythologie.fandom.com/wiki/Persephone. Die griechische Sage wurde von den Römern übernommen und modifiziert. ↩︎

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