Von Peter Adelt und Joscha Behrens
Der Film „Die Feuerzangenbowle“ ist einer der bekanntesten Klassiker zur Weihnachtszeit in Deutschland. Er läuft auch dieses Jahr wieder an Heiligabend um 21.45 Uhr in der ARD – und im Göttinger Unikino. Was der Film mit der Nazi-Propaganda zu tun hat, wie sich die NS-Ideologie im Film niederschlägt und wie der Film noch heute in rechter Hand liegt, erfahrt ihr in diesem Artikel.
„Die Feuerzangenbowle“ im Propagandaministerium
„Die Feuerzangenbowle“ entstand 1943 in der NS-Traumfabrik Ufa unter den Bedingungen des Zweiten Weltkrieges. So berichtete etwa der Darsteller Hans Richter von Bombenangriffen während der Dreharbeiten. Er sowie einige Schüler-Statisten mussten nach Beendigung der Dreharbeiten zurück an die Front und starben teils vor der Premiere des Films im Januar 1944. Auf Bitten des Schauspielers Heinz Rühmann erfolgte die finale Freigabe des Films durch Adolf Hitler und Propagandaminister Joseph Goebbels. Letzterer schrieb in sein Tagebuch:
„Der neue Rühmann-Film ‚Die Feuerzangenbowle‘ soll unbedingt aufgeführt werden. Der Führer gibt mir Auftrag, mich nicht durch Einsprüche von Lehrerseite einschüchtern zu lassen.“ – Joseph Goebbels
Eine zentrale Rolle bei der Freigabe spielte die Bedeutung des Films zur Aufmunterung und Ablenkung der deutschen Bevölkerung von den Schrecken des Zweiten Weltkrieges. Der Spiegel schreibt, dass durch „die heimeligen Bilder […] die Soldaten und Bürger abgelenkt und motiviert“ werden sollten und der Film „als Erinnerung an das Ideal einer heilen Welt [diente], für das sie mordend durch Europa zogen.“
Ideologie im Film
Trotz dieses propagandistischen Zwecks erscheint der Film auf den ersten Blick als harmlose Komödie. Dennoch findet sich im Film an einigen Stellen Gedankengut des NS-Regimes. Beispielsweise wird die Völkerwanderung der Goten absichtlich falsch dargestellt, um auf diese Weise die Ansprüche der arischen NS-Ideologie zu untermauern. Außerdem ist die Darstellung einiger Figuren durch das nationalsozialistische Weltbild geprägt. Der Oberlehrer Dr. Brett sagt etwa im Film:
„Junge Bäume, die wachsen wollen, muss man anbinden, dass sie schön gerade wachsen. Und nicht nach allen Seiten ausschlagen. Und genau so ist es mit den jungen Menschen. Disziplin muss das Band sein, das sie bindet, zu schönem geraden Wachstum.“ – Filmzitat Oberlehrer Brett
Über die fortdauernden Auswirkungen dieser Szenen im Nachkriegsdeutschland schreibt etwa der Deutschlandfunk.
Filmrechte bei AfD-Frau
Auch heute setzt sich die Verbindung der „Feuerzangenbowle“ mit rechten Personen fort. So liegen die Filmrechte für öffentliche Vorführungen bei der ehemaligen Vorständin der Münsteraner AfD Dr. Cornelia Meyer zur Heyde. Sie alleine entscheidet, wer den Film zeigen darf – und wer nicht. Beispielsweise untersagte sie im Jahr 2013 dem Deutschen Historischen Museum (Berlin) eine Aufführung des Films im Rahmen einer kritischen Einordnung von NS-Filmen. Gegenüber der Welt äußerte die Rechteinhaberin:
„In meinem Ein-Mann-Betrieb entscheide ich das kraft souveräner Willkür“ – Dr. Cornelia Meyer zur Heyde
Von seinem nationalsozialistischen Entstehungskontext bis hin zur gegenwärtigen Verwendung lässt sich unseres Erachtens bei dem Film „Die Feuerzangenbowle“ keineswegs von einer harmlosen Weihnachtskomödie sprechen.
