Die Legalisierung von Cannabis wurde in den letzten Jahren ausführlich diskutiert, Aktivisten lieferten sich in den Medien einen Schlagabtausch nach dem anderen mit den Gegnern der Legalisierung. Auch im Bundestag lief dieser Dauerbrenner der Gesellschaftspolitik wieder heiß, nachdem die Grünen 2017 einen Entwurf für ein Cannabiskontrollgesetz einbrachten.
Nach der Bundestagswahl letztes Jahr sah es so aus, als würde die neue Regierung (bestehend aus SPD, Grünen und FDP) diesen Entwurf aufnehmen, um ein entsprechendes Gesetz zu verabschieden. Doch gerade liegt die Legalisierung wieder auf Eis.
Aus dem Grund, und um euch einen Überblick über den Diskurs zu geben, haben wir die wichtigsten Pros und Cons zusammengefasst.
Contra: Wird Cannabis legalisiert, liegt die Vermutung nahe, mehr Menschen würden die Droge konsumieren beziehungsweise ausprobieren. Das kann vor allem für den Straßenverkehr problematisch sein. In den USA – genauer: in den Bundesstaaten, in denen Cannabis legal ist – ist die Anzahl der Verkehrsunfälle im Zusammenhang mit der Droge gestiegen.
Pro: Die Legalisierung stellt allerdings keineswegs einen Freifahrtschein dafür dar, high am Straßenverkehr teilzunehmen. Darüber hinaus zeigen Zahlen aus Portugal (ein Staat, in dem alle Drogen zumindest entkriminalisiert wurden), dass die Konsumentenzahl von 44 % auf 28 % gesunken ist. Zudem ist Cannabis als gesellschaftliche Droge bereits in Deutschland angekommen. In einer Umfrage von 2018 gaben ca. vier Millionen Menschen an, in den letzten zwölf Monaten Cannabis konsumiert zu haben. Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich höher.
„Das Risiko von Psychosen kann sich durch den steigenden THC-Gehalt bis zu verfünffachen“
Contra: Der Anteil des psychoaktiven Wirkstoffs im Cannabis – das THC – ist in den letzten Jahren immer größer geworden, während der ausgleichende, beruhigende Wirkstoff CBD immer weiter gesunken ist. Das kann bei unvollständig entwickelten Gehirnen – also bei Menschen bis ungefähr Mitte zwanzig – das Risiko für Psychosen bis zu verfünffachen und zu anderen negativen Auswirkungen wie Konzentrationsschwäche, Gedächtnisprobleme, Verhaltensstörungen, ein erhöhtes Herzinfarkt-Risiko und Depressionen führen. Auch die Suchtgefahr steigt mit dem THC-Gehalt. 10 % der Cannabiskonsumenten gelten als psychisch abhängig. Generell ist aber auch anzumerken, dass es vergleichsweise wenige Studien zu THC und Folgeschäden im Zusammenhang damit gibt.
Pro: Diese Studien könnten im Falle einer Legalisierung bestimmt einfacher durchzuführen sein. Zusätzlich kann der Staat im Rahmen einer staatlichen Abgabe von Cannabis die THC-Werte regulieren, um den Negativfolgen entgegenzuwirken. Zudem spricht innerhalb des Diskurses auch niemand davon, Jugendlichen den Zugang zu ermöglichen. Eine Abgabe ab 18 oder 21 Jahren wird diskutiert. Bis jetzt ist es für viele Jugendliche einfacher, an illegale Drogen zu gelangen, als an Zigaretten oder Alkohol, da Dealer in den seltensten Fällen den Perso kontrollieren.
„Eine Legalisierung bedeutet, dass Eigenverantwortung für Risiken und Probleme übernommen wird“
Contra: Stichwort Schwarzmarkt. In den letzten Jahren ist neben dem erhöhten THC-Gehalt auch eine immer größere Verunreinigung aufgefallen. Sand, Glas, Haarspray oder künstliche Cannabinoide, die die Wirkung von THC imitieren, aber um Einiges gefährlicher für Körper und Geist sind, werden als Streckmittel benutzt und schaden so den Konsument. Außerdem ist fraglich, wie stark der Schwarzmarkt durch eine Legalisierung eingeschränkt werden würde: Beschränkte, regulierte THC-Werte bei legalem Cannabis lassen einen Freiraum für stärkeres Gras auf dem Schwarzmarkt. Außerdem kann die Legalisierung auch gerade dazu führen, dass Jugendliche leichter an Cannabis kommen. Momentan müsste man zunächst mal einen Dealer finden. Wäre Cannabis legal, würde es bereits reichen, dass man beispielsweise einen volljährigen Bruder hat, der einem etwas aus dem nächsten Coffeeshop besorgt.
Pro: Mit besserer Aufklärung und mit dem Ziel, den Schwarzmarkt größtmöglich einzudämmen, kann man auch als Staat höherprozentige Cannabisprodukte verkaufen – an dieser Stelle kann man auch den Vergleich zu Alkohol ziehen, bei dem man auch ein transparentes Angebot von einem Radler bis hin zu Stroh-Rum bekommen kann. Der Staat würde aber auch selbst, neben den Endkonsumenten, von einer kontrollierten Abgabe profitieren. Da wären einerseits Einnahmen durch Steuergelder, andererseits eine massive Entlastung des Justizapparates. Dabei sollte auch angemerkt werden, dass viele Verfahren ohne Anklage eingestellt werden und somit Zeit und Geld verschwendet werden. Das dadurch ersparte Geld kann dann beispielsweise in Aufklärung und Therapieangebote fließen. Zudem stellt sich generell die Frage, ob Drogenkonsumenten juristisch verfolgt werden sollten. Die wenigsten besitzen kriminelle Energie und konsumieren, wenn nicht aus Spaß oder medizinischen Gründen, aus selbstschädigender Problembewältigung.
Anstelle einer Strafverfolgung, die für die Konsumenten eine zusätzliche Belastung darstellen wird, wären Therapieangebote für diese Personen sicherlich die bessere Lösung. Eine Legalisierung durch den Staat bedeutet zudem nicht, dass der Konsum an sich befürwortet wird, sondern, dass Eigenverantwortung für Risiken und Probleme übernommen wird, die mit dem Konsum einhergehen können.
von Finn Meinhardt und Kieran Cuhls