Das Glück der Erde liegt… Ja, wo liegt es denn?

von Antonia Dopp

Wo finde ich Glück? Neben Fragen wie „Was esse ich gleich?“, „Was ziehe ich an?“ und „Wo hab ich meinen Schlüssel schon wieder hingelegt?“ ist dies wohl eine der Fragen, die wir uns sehr häufig stellen. Vor allem dann, wenn wir das Gefühl haben, gerade nicht glücklich zu sein – oder eben kein Glück zu haben.

Das sind dann Momente, in denen es keine Brezel mehr im Café gibt, in denen es regnet und man keinen Schirm dabei hat oder in denen man für eine Klausur auf die falsche Lücke gelernt hat. Gleichzeitig werden wir minutiös mit Produkten überhäuft, die uns glücklich machen sollen. Wie gut das laut Herstellerfirmen funktionieren soll, hängt dann aber vom zu zahlenden Betrag ab.

Die Maxime der heutigen Welt: SEI GLÜCKLICH! Dabei ist glücklich sein nicht immer die Lösung. Alle Probleme wegzu-glück-en kann sogar eher schaden als nützen. Das nennt sich dann „Toxic Positivity“. Positives Denken kann zwar einen förderlichen Effekt auf unsere psychische Gesundheit haben. Doch wenn man sich diese Gedanken täglich aufzwingt, ist das wiederum schädlich. In diesem Fall unterdrückt man seine eigenen Gefühle, erzeugt Schuldgefühle, nach dem Motto: „Du musst doch glücklich und zufrieden sein. SEI GLÜCKLICH!“ Folglich nimmt man beispielsweise bei Problemen seltener Hilfe an, denn wozu? – Man ist doch GLÜCKLICH und meistert das alles irgendwie allein.

Aber was ist dieses Glück jetzt – und wo zum Teufel finde ich es, wenn ich es wirklich brauche?

Manche sagen, dass das Glück der Goldtopf am Ende des Regenbogens ist. Andere sagen, dass Glück die bestandene Klausur ist, für die man nicht gelernt hat. Die Schriftstellerin Carmen Sylva schrieb: „Glück ist das einzige, was wir anderen geben können, ohne es selbst zu haben.“

Für Menschen, die es genau wissen wollen, sind diese Definitionen auf den ersten Blick zu unpräzise – Glück könnte so alles sein. Aber wie soll es auch eine präzise Antwort auf etwas geben, dass man weder anfassen noch angucken oder schmecken kann?

Allseits bekannte Suchmaschinen kennen aber – zum Glück – Personen, die schon eine Antwort darauf niedergeschrieben haben, was Glück ist:

Aristoteles zum Beispiel war der festen Überzeugung, dass Glück das höchste Streben aller Menschen sei und man es nur über Tugend erreichen könne. Laut Platon allerdings kann man nur glücklich sein, wenn Vernunft, Wille und Begierde – die drei Teile der Seele – im Einklang stehen.

Auch in der modernen Philosophie hat man sich mit der Thematik „Glück“ auseinandergesetzt. Bertrand Russell war der festen Überzeugung, dass man Glück nur erreichen könne, wenn man Liebe und Dankbarkeit erlebt habe.

Es reicht, die Worte „Glück ist, wenn“ in die Suchleiste einzugeben und schon bekommt man unzählige Vorschläge zu sehen, von tiefgründigen Tumblr-Bildern über zum Nachdenken anregenden Wandtattoos bis hin zu (Hör-)Büchern aus aller Welt.

Wir können also festhalten: Eine einheitliche Lösung für unser Problem gibt es scheinbar nicht. Es sieht ganz danach aus, als definiere jeder Mensch sein Glück anders, was dazu führt, dass alle Definitionen zusammen auch nur einen Bruchteil von dem ausmachen, was Glück eigentlich ist.

Das bringt uns dann noch einmal zurück zur Schwierigkeit der Beantwortung: Man kann Glück nicht anfassen, angucken oder schmecken. Gehen wir aber davon aus, dass jede Person ihr Glück selbst definiert, dann kann man Glück auf einmal doch anfassen, angucken oder schmecken:

„Du bist mein Glück!“, sagte sie und umarmte ihre Freundin.

„Guck mal, wie glücklich die beiden sind“, stellte eine zuschauende Person fest, nahm sich ihren Schokoriegel aus der Tasche und dachte sich beim Essen: „Du, liebe Schoki, bist mein Glück.“

Es sind mitunter die kleinen Dinge, die glücklich machen. Manchmal braucht man Hilfe für ein wenig Glück, an anderen Tagen muss man einfach mal nicht-glücklich sein dürfen. Glück, Nicht-Glück und alles dazwischen ist überall um uns herum – und doch nicht immer greifbar. Aber wenn ein Lächeln dabei ist, ist man schon auf einem ziemlich guten Weg. Eigentlich eine ganz schöne Definition von Glück.

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