mensen@home – Top oder Flop?

Ein Erfahrungsbericht von Leon Lerman

Ich muss schon sagen, irgendwie klang das alles sehr verlockend. Mensaessen ist in der Regel eine gute Kombination aus gutem Essen und günstigem Preis. Nur wenn man wie ich um die Mittagszeit rum viel zu tun hat, wird es schwierig da noch in die Mensa zu gehen.„mensen@home“ klang da eigentlich wie eine gute Alternative: Das gleiche Essen aus einem Automaten, abholbar rund um die Uhr. Zwar muss ich das gegebenenfalls in der Mikrowelle aufwärmen, aber ich ließ mich mal darauf ein. Ich meine, es ist zwar Mikrowellenessen von der Mensa, aber eigentlich ist das doch mega praktisch, oder?

Es war ein Fehler.

Na gut, so schlimm war es dann auch nicht. Aber erstmal von Anfang an: Zuerst braucht man die Mensaplan App des Studentenwerks Göttingen. Dort muss ein Account angelegt werden. Dann kann eine Bestellung aufgegeben werden. Hier zeigt sich direkt schon ein erster kleiner Nachteil von „mensen@home“: Eine Bestellung kann nicht wirklich spontan getätigt werden. Man muss einen bestimmten Tag auswählen und kann allerspätestens bis zum Morgen des vorherigen Tags bestellen. Nachdem ich mich dann für einen Tag entschieden hatte, durfte ich nun den Automaten für die Abholung auswählen. Hier findet man einen weiteren Mangel des Konzepts. Die Automaten befinden sich allesamt in der Nordstadt oder Weende, also ziemlich nah beieinander. Als Weender war das für mich in Ordnung, aber ich bezweifle, dass Studis aus der Innenstadt oder sogar zum Beispiel aus Geismar vom Angebot angesprochen werden, wenn man für die Abholung quer durch die Stadt muss.

Ich wählte also einen Automaten aus und durfte dann endlich auch das verfügbare Essen mit Preis und Bild ansehen. Das Essen klingt vom Namen her meistens gut. Aber das Auge isst bekanntlich auch mit und ist ein Teil der Kaufentscheidung. Leider sind die Bilder von den Gerichten selten schmeichelhaft und verleiten dementsprechend nicht wirklich zum Kauf. Dann ist da noch der Preis. Man hat die Wahl zwischen warmen und kalten Speisen. Die Gerichte zum Warmmachen kosten oft zwischen 5 und 6 Euro, was sie etwas teurer als die Mensamenüs und sehr viel teurer als normales Mikrowellenessen aus dem Supermarkt macht. Dazu kommt für jede Speise ein Pfand von 5 Euro dazu. Das kommt daher, dass das Essen in Mehrwegschalen ausgeliefert wird, die man später dann in den kulinarischen Einrichtungen des Studentenwerks zurückgeben kann. Dass man bei dem Angebot fast keine Einwegmaterialien bis auf eine Plastikfolie verwendet, ist eigentlich auch eine sehr positive Sache, aber ich komme später nochmal auf die Schale zurück.

Nachdem ich mich von dem Anblick von satten 10€ für ein Mirkowellengericht erholt hatte, suchte ich mir mein Essen aus. Wie in der Mensa selbst auch gibt es vegane, vegetarische oder Fleischgerichte. Weiter ging es zur Bezahlung. Die App leitet auf ein Bezahlportal weiter, bei dem ausschließlich bargeldlos bezahlt werden kann, aber leider nicht mit dem Guthaben des Studienausweises. Es braucht zum Beispiel eine Kreditkarte oder Google Pay, PayPal hingegen wird auch nicht akzeptiert.

Am Tag der Abholung kann man zwischen 1 Uhr morgens und 23 Uhr zum Automaten gehen. Bei der Bestellung erhält man einen QR-Code, der ähnlich wie bei einer Paketbox eingescannt werden muss. Die Schale kann man dann aus einem Fach entnehmen. Sie ist mit einer Plastikfolie bedeckt, die allerdings nicht allzu zuverlässig an der Schale haftet. Es ist also nicht unbedingt ratsam, die Box hochkant im Rucksack zu transportieren.

Der mensen@home-Automat vor dem Studierendenwohnheim Christophorusweg

Zuhause angekommen durfte ich dann endlich mein etwas teures Mikrowellenessen aufwärmen. Es sah dabei auch ehrlich gesagt sehr viel besser aus als auf den Bildern von der App, was dann aber irgendwie auch eine komische Tatsache ist. Die Portion ist recht groß und das Essen schmeckte gut. Die übriggebliebene Plastikbox wusch ich ab und packte sie in meinen Rucksack, denn sie hat ja Pfand. Die Schale ist relativ sperrig in der Tasche und muss dann erstmal zu einer der Gastronomien mitgenommen werden, aber immerhin bezahlt sie einem fast das ganze nächste Mensamenü.

Das Essen nach der Abholung

Mein Fazit: Das Essen von „mensen@home“ mag zwar nicht schlecht schmecken, aber es ist fragwürdig, ob man als Studi bei dem Preis und dem Aufwand nicht lieber Mikrowellenessen aus dem Supermarkt nimmt oder einfach die Mensa – oder die Dönermeile – aufsucht.

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